Hallo liebe Blogleser (auch die Nicht-Yogis :) ),
Ein kurzer Bericht über meine Zeit auf Aschanti IV, einer 35 Meter langen Classic Yacht von 1954 (2 Mast):
Nachdem die schlimmste Überfahrt von Chile Festland im Süden bis zur Osterinsel geschafft war, haben uns immernoch knapp 3000 Seemeilen erwartet. Die Crew, welche dann von 11 auf 6 geschrumpft ist sowie das Wetter, welches langsam besser wurde und auch der Sturm von knapp 50 Knoten (glücklicherweise Rückenwind) haben die zweite Überfahrt von Osterinsel nach Gambier etwas angenehmer und spannender gestaltet. Leider mussten wir auf einen Stop in Pitcarn verzichten, da genau in dieser Zeit der Sturm uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. So wurden von den geplanten 5 Tagen 7 Tage Überfahrt direkt nach Gambier, die ersten Inseln, welche zu französisch Polynesien gehören.
Bei dem Sturm hatte ich dann auch das erste Mal ein wenig Angst, wir haben unglaublich viel Wasser an Deck gehabt und der Riesen 14Tonner war phasenweise ganz schön lang schräg im Wasser ;-) Auch ist eine Riesenwelle von knapp 8 Metern die über einen einbricht etwas gewöhnungsbedürftig... Gott sei Dank war das Wasser dann schon warm. Und dennoch sind wir während dieser Zeit nur allein an Deck gewesen, und die zweitperson durfte im Trockenen Deckhaus Wache halten.
Gambier ist eine sehr einfache, schöne und saubere Insel... Hier scheint die Zeit noch still zu stehen. Die Grundstücke sind nicht abgegrenzt, jedes Haus hat durchschnittlich 10 Hühner und man kann sich als Gast an den Obstbäumen bedienen, sofern man vorher Bescheid gibt. Pure Peace sozusagen :) Auch haben wir uns sehr gefreut, endlich französisches Baguette essen zu können. Dies musste man einen Tag vorher bestellen und konnte man nur zwischen 5-7 Uhr morgens abholen! Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass wir die kommenden Wochen und Monate nie wieder unsere Brotbackmaschine verwenden würden... :-(
Nach 2 Tagen Pause in Gambier ging es dann weiter Richtung Tahiti. "Nur" 900 Seemeilen. Ein Klacks! ;-) So denkt man allerdings nur, wenn man schon über 4000 Seemeilen hinter sich hat. Die dritte Überfahrt hat uns dann 6 Tage gekostet. Allerdings waren dies die schönsten Tage auf See. Jeden Tag grossartiges warmes Wetter UND: reines Segeln (bis auf einmal 12 Std. motorisiert fahren). Hier konnte man sich tatsächlich auch erholen während der Überfahrt, d.h. sonnenbaden, verwacklungsfrei lesen und: SCHLAFEN, und das mehr als 1-2 std. am Stück. Was für ein Luxus.
In Tahiti wurden wir dann traditionell mit einer Blumenkette im Hafen empfangen. Wir waren alle sehr sehr happy, nach dem ersten Weinglas schon angetrunken und sind alle gegen 22 Uhr völlig müde ins Bett gepurzelt. Am Sonntag ging es dann in die Berge von Tahiti und dies war einer meiner 2 freien Tage der letzten Monate.
Von da an hiess es, Putzen, Waschen, Bügeln, Polieren. Und das jeden tag 8-9 Std. lang. Arbeiten also. Vom Paradies selbst habe ich somit nur sehr wenig mitbekommen, leider. Jeden Tag nach Feierabend habe ich dann aber fleissig Yoga geübt, egal wie müde ich oder mein Körper vom Putzen waren... Als der Eigner und seine Kinder dann am 10. Juli abends angekommen sind war das Boot inside-out auf Hochglanz. Dann fing der offizielle Stewardess-Job an. D.h. ich bin morgens sehr früh aufgestanden und abends als letzte ins Bett gegeganen. Der Eigner und die Kinder sind überaschender Weie unglaublich bodenständige und nette Menschen (was in der Yacht-Szene leider weniger oft der FAll ist) und wir hatten eine gute Connection. Und hier und da kamen dann meine Muttergefühle auch wieder stärker durch (Die Kinder sind 7 und 11). :-) Auch wenn der Job phasenweise wirklich anstrengend war habe ich jede Minute genossen ud auch der Aspekt des "Serving" hat mir sehr gut gefallen. Sich um Menschen zu kümmern und ihnen das Leben angenehmer zu gestalten ist ja schliesslich auch eine Art von Yoga Praxis.
Nichtsdestotrotz habe ich mich um einen raschen Rückflug nach München bemüht. Nur 2 Tage nach Abreise der Familie bin auch ich zurückgeflogen. Etwas schade, aber leider habe ich mich am Ende mit der Köchin nicht mehr so gut verstanden und so wollte ich einfach nur so schnell wie möglich wieder nach München. Unter anderem aber auch um ein paar Tage Urlaub zu machen und mich um meine Passangelegenheiten zu kümmern. Und dann natürlich auch um wieder Yoga üben zu können! Wie habe ich meine Praxis vermisst. Wenn mich Leute fragen ob ich es wieder machen würde (so einen Job auf einem Schiff) dann weis ich nicht genau was ich antworten soll. Zum einen lockt das liebe Geld, ohne dass man in der heutigen Welt selbst mit bescheidenem Lebenstil nicht sehr weit kommt, zum anderen ist da die Einschränkung in fast allen Dingen die mir wichtig sind. Sich nicht aussuchen zu können mit wem man arbeitet ist eine Sache, aber nach Feierabend werden die Kollegen dann auch noch zu WG-Mitbewohnern... :-o Aber am schlimmsten ist die Tatsache, dass mir der feste Boden unter den Füssen gefehlt hat. Also genau das, was wir im Yoga ASANA nennen, der Sitz bzw. die VERBINDUNG ZUR ERDE. Allerdings möchte ich diese Erfahrung auch nicht missen, denn ich habe viel über mich selbst gelernt. Deutlich mehr, als in all den Meditations- und Yogastunden bisher. Denn wenn man am Limit ist (körperlich, emotional und/oder psychisch) kommt der wahre Kern eines Jeden noch viel schneller zum Vorschein als unter normalen, bequemen Umständen...
Ich bin nun bis zum 08. September in München und Umgebung (Schweiz & Österreich) und dann geht es zu unserem Retreat nach Adrasan, Antalya. Es gibt noch 2 Plätze frei! Infos unter www.jenlightenment.info.
Auch unterichte ich 3 Stunden für meinen lieben Kollegen Thomas:
Samstag, 20.08.2011 09.30-10.45 Uhr Stefan Sport Center, Yoga Beginner
Mittwoch, 24.08.2011 18.00-19.15 Uhr MySportLady Taufkirchen, Medium Level
Sonntag, 28.08.2011 17.00-18.15 Uhr MySportLady Taufkirchen, alle Level.
So, see you soon! On and off the Mat.
namaste,
Eure Handan